Hans und Brigitte Männel
Bilder und Informationen für den Straßenbahn- und Eisenbahnfreund
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24.06.24
Theodor-Heuss-Brücke
Anlässlich des Jubiläums der Kunstkommission der Landeshauptstadt Düsseldorf, die vor 5 Jahren ihre Arbeit aufnahm, stellte die Rheinbahn der Kommission zwei Stadtbahnen zur künstlerischen Gestaltung zur Verfügung.
Im Rahmen eines eingeladenen Wettbewerbs wurden zwei Entwürfe für die Realisierung ausgewählt.
Ein Entwurf stammt von dem Düsseldorfer Künstler Christoph Westermeier, der andere von Andreas Siekmann aus Berlin.
Der Entwurf Übersehensicht des Düsseldorfer Künstlers Christoph Westermeier (*1984) macht auf die Tatsache aufmerksam, dass viele Kunstwerke im öffentlichen Raum nicht wahrgenommen werden – sei es, weil sie übersehen werden, überwachsen oder zu selbstverständlich geworden sind. Übersehensicht zeigt auf beiden Seiten des Bahnwaggons Detailaufnahmen ausgewählter Skulpturen aus dem öffentlichen Raum Düsseldorfs, unterlegt mit einem leuchtenden Band, das an einen sommerlichen Sonnenuntergang am Rhein erinnert. Die Fotos mit Körperteilen, extremen Perspektiven oder Materialdetails geben Hinweise auf die Skulpturen oder Monumente, ohne ihre Identität auf den ersten Blick zu verraten. Vielmehr soll das Erinnerungsvermögen der Menschen angeregt werden. Dieses „Wiedersehen“ ist eine Form des Neu-Sehens, was auch ein kritisches Hinterfragen des Umgangs mit Kunstwerken bedeutet, die wir heute anders einordnen als zu ihrer Entstehungszeit.
Auf der Bahn sind Ausschnitte folgender Arbeiten zu sehen:
Aufsteigender Jüngling, Georg Kolbe, 1933/1949, Ehrenhof
Sandalenbinderin, August Kraus, 1901/1961, Schwanenspiegel
Adam und Eva, Peter Christian Breuer, 1894/1941, Floragarten
Bismarck-Denkmal, August Bauer, Johannes Röttger, 1899/1963, Martin-Luther-Platz
Stahlarbeiter, anonyme*r Künstler*in, 19. Jahrhundert, Relief aus dem ehemaligen Stahlwerk Oberbilk, jetziger Standort: Ausgang Hauptbahnhof, Bertha-von-Suttner-Platz
Fohlen, Renée Sintenis, 1929/1969, Hofgarten, Goltsteinstraße/Seufzerallee
Kriegerdenkmal 1870/1871, Karl Hilgers, 1892, Hofgarten, Landskrone
Industriebrunnen, Fritz Coubillier, 1911/1939, Fürstenplatz
Märchenbrunnen, Max Blondat, 1905/1985, Hofgarten, Napoleonsberg
Kugelspielerin, Walter Schott, 1897/1902, Graf-Adolf-Platz
An die Stadtgesellschaft richtet sich auch der Entwurf Standard & Poors des in Berlin lebenden Künstlers Andreas Siekmann (*1961).
An den Außenseiten der Straßenbahn befinden sich Piktogramme in Form von Figuren. Diese stehen, gehen oder warten. Sie haben Uniformen oder Kleider an, tragen Werkzeuge, Koffer oder Gewehre. Diese verweisen auf ihre Berufe, ihre Rollen in der Gesellschaft und auch auf die Rechte, die sie haben oder nicht haben. Aus ihrer Anordnung ergeben sich Situationen und Geschichten. Es geht hier vor allem um das Verbot oder das Zulassen von Migration und wie sich diese auf Arbeitsverhältnisse auswirkt. Das betrifft die Berufe von Mitarbeiter:innen der Grenzsicherung, der Polizei oder den Meldebehörden, aber auch die Beschäftigten, die wegen ihres begrenzten oder geduldeten Aufenthaltsstatus keine Arbeitsrechte haben. Jeder und jede weiß davon oder kennt Mitarbeiter:innen im Reinigungswesen, als Lieferservice an der Haustür, in der Arbeit in Altenheimen und Krankenhäusern oder als Saisonarbeiter:innen bei der Ernte. Die Figuren beschreiben diese Berufe. Sie beschreiben das Arbeitsunrecht von Personen, die als Schattenproletariat letztendlich auch Ihre Arbeitsrechte betreffen. Die Figuren weisen darauf hin, dass Fahrgäste und die Figuren eine gemeinsame Geschichte teilen. Zumindest verbringen sie eine Zeit mit ihnen, solange sie in der Bahn fahren.
Mit seiner gesellschaftskritischen Arbeit macht Siekmann auf Missstände, politische Ereignisse und dringliche Fragestellungen aufmerksam und setzt sie mit den Bahnfahrenden in Beziehung.
Quelle:
www.kunstkommission-duesseldorf.de